08.12.11

Weihnachten können Sie sich schenken ...

Advent und Weihnachten - entweder sich eine billige Kopie unterschieben lassen - oder das Original erleben. Einige Gedanken gegen alle weihnachtlichen Klauversuche

 „Weg!“ Fassungslos begrüßt die Mesnerin den Pfarrer mit diesen Worten am ersten Weihnachtsfeiertag, kurz vor dem Vespergottesdienst am Abend. Welche Frechheit, ausgerechnet an Weihnachten selbst hat jemand unser Christkind aus der großen Holzkrippe vorm Altar und viele aus der Gemeinde sind entrüstet. Gleich nach dem Gottesdienst beginnt die Suche. Vielleicht hatte sich jemand nur einen schlechten Scherz erlaubt und die Wachspuppe irgendwo versteckt. Aber so viele sich auch auf die Suche machten, das Christkind bleibt verschwunden, die Krippe leer.

 

Seit es Weihnachten gibt, wollte man uns auch Weihnachten klauen.

 

Wirtschaftswunderland 21. Jahrhundert. Weihnachten hat sich durchgesetzt. Und gäbe es dieses Fest nicht schon, man müsste es glatt erfinden. Denn kein Fest kurbelt wie dieses den Umsatz an. Weihnachtszeit, Kaufzeit, Geschenkgezeit. Der Angriff auf das Weihnachtsfest läuft auf vollen Touren. Im Juli kommen die Weihnachts­kataloge. Im August die Schokoherzen. Im September die Nikoläuse. Im Oktober die Zutaten für das Weihnachtsgebäck ins Sonderangebot und die Weihnachts-CDs ins Regal, im November das Geschenkpapier und die Adventskränze. Und im Dezember die Bäume und der Schlussverkauf.

 

Man will uns Weihnachten klauen. Durch die Flut des Konsums, der jeweils im Einzelnen für sich gerne dazugehört und doch im Ganzen so weit davon wegführt.

Und der Sinn von Weihnachten? Den, so meinen viele, den kann man sich schenken. Nein, den schenkt uns Gott. Weihnachten bekommen wir geschenkt. Seinen Sohn. Wollten wir es uns kaufen, es wäre alles nur geklaut.

 

 

Nagold 2011. Erster, zweiter, dritter, vierter Advent … Es ist Gewohnheit geworden. Wie oft haben wir schon gemeinsam Advent und Weihnachten gefeiert. Auch dieses Jahr ist es längst wieder beschlossene Sache – und genau so im Prinzip für so viele klar: es wird mich auch dieses Jahr nicht länger als bis 27.12. begleiten. Ein Hauch von Weihnachten, gute oder anstrengende Gewohnheit, dann ist es wieder vorbei. Und alles ist wie zuvor.

 

Dabei ist nichts wie zuvor. Dass Jesus seinen Fuß auf unsere Erde gesetzt hat, ist das umwälzendste Ereignis unserer Geschichte. Aber man kann es sich klauen lassen. Dadurch, dass Sie sich jetzt in der Weihnachtszeit so eine Art innere Schutzimpfung gegen die eigentlichen Wirkungen von Weihnachten geben lassen. Das scheint zu funktionieren. Ich spüre dann noch: etwas Atmosphäre, ein Stück heile Welt, und ein paar nette stimmungsvolle Stunden und Tage. Aber was bleibt? Weihnachten wird uns geklaut.

 

 

Aber jetzt eine gute Nachricht: alle diese Versuche, uns Weihnachten zu klauen, sind enttarnt worden. Es gab gerade zu sensationelle Erfolgsnachrichten bei der Jagd nach den Weihnachtsdieben. Sie wurden alle erkannt, Bilder von ihnen angefertigt: der eine heißt Friedlosigkeit. Der zweite Unwissenheit. Die dritte Kaufrausch. Und der vierte Gewohnheit. Keiner braucht mehr auf diese Diebe reinzufallen. Sie sind alle entlarvt und ihre Betrügereien-Masche überall zu hören und zu lesen.

 

Werden Sie es sich klauen lassen? Von der Friedlosigkeit, im Kleinen und im Großen? Von der Unwissenheit, die feiert, ohne die Hauptperson näher zu kennen? Von dem Konsumzwang, der sich treiben lässt von den Geschenken und das größte Geschenk nicht auspackt? Von der Gewohnheit, die schon nicht mehr erwartet, dass diese alte Geschichte auch meine Geschichte ist, die Geburt meines Lebensretters?

 

 

Sie sollten sich Weihnachten nicht klauen lassen.

 

Übrigens: einer hat sich Weihnachten nicht klauen lassen. Nicht durch Unfrieden, nicht durch Unwissenheit, nicht durch Kaufrausch, nicht durch die innere unbeteiligte Kälte.

 

All das gab es in jener Nacht, damals in Bethlehem. Und trotzdem ist er geboren. Und trotzdem hat er sich zu erkennen gegeben. Und trotzdem wurde Geburtstag. Heilige, besondere Nacht.

 

Darin steckt die Verheißung: Weihnacht kann werden. Weihnacht wird werden. Nicht nur auch dieses Jahr am 24., sondern in uns. Wo Jesus in uns geboren wird, um unser Lebensretter zu werden, der uns wieder Gott nahe bringt und nach dem wir unser ganzes Leben ausrichten. Da kann uns Weihnachten nicht geklaut werden. Da wird es uns geschenkt. Und wir werden es wirklich erleben.

 

Das Licht der Hoffnung, der Wahrheit und der Liebe; das Licht, das unserem Leben die Richtung weist und uns sicher an unser Lebensziel führt. Die Kirchenleute damals haben gehofft, das Christkind wieder bekommen. Doch die leere Krippe ist sicher Anregung genug, darüber nachzudenken, wo wir diesen Jesus Christus wirklich zu suchen haben. Nicht nur in der Krippe, sondern in jener Geschichte au Lukas 2, in unseren Herzen und mitten unter den Menschen. Dort lässt er sich finden für alle, die ihn suchen.